Schwester Emmanuelle – Die Mutter der MüllsammlerInnen
Sr. Emmanuelle wurde 1908 als Madeleine Cinquin in Brüssel geboren. Mit 20 Jahren trat sie in den Orden „Unsere liebe Frau von Sion“ ein. Sie studierte auf der Sorbonne in Paris und in Istanbul. Als Professorin an den Höheren Schulen ihres Ordens unterrichtete sie in der Türkei, in Tunesien und in Ägypten.
Ein Leben für die "Müllmenschen" in Kairo
1971 beendete sie ihre Unterrichtstätigkeit und setzte ihren Wunsch, den "Müllmenschen" in Ägypten zu helfen, in die Tat um. Sie übersiedelte in die Müllsiedlung "Ezbet-El-Nakhl" in Kairo, um dort das Leben der "Müllmenschen" zu teilen.
In improvisierten Schulklassen unterrichtete sie Kinder, beschäftigte sich mit den Jüngsten und erklärte den Älteren die Grundsätze der Hygiene und der Krankenpflege. Schließlich fand sie in dem koptischen Bischof Athanasios von Beni Suef und im Orden der "Töchter Mariens" Mitstreiter im Kampf gegen das Elend. Um genügend Geld für ihre Projekte zu bekommen, reiste sie nach Frankreich und Belgien und mobilisierte Bekannte und Freunde, die die Gemeinschaft der "Freunde von Schwester Emmanuelle und den Müllmenschen" gründeten. Es folgten Hilfswerke in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich, in England und in Amerika. Mit den Spenden werden Schulen, Kliniken, Kindergärten, eine Handwerkschule, eine Kompostfabrik und Ziegelhäuschen für die Müllsammler gebaut.
Initiativen im Sudan und im Libanon
1985 fuhr Sr. Emmanuelle in den Sudan, wo sie half, Straßenkindern eine Mahlzeit auszuteilen. Durch Sr. Emmanuelles Initiative entstanden Krankenhäuser und Schulen, in denen die Kinder täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden. Gemeinsam mit Diakon Kamal Tadros baute sie ein Hilfswerk für Flüchtlinge im Sudan auf. Die Schwerpunkte liegen in Ernährungs- und Schulprojekten. So entstanden Baby- und Ernährungszentren, Waisenheime, Farmen, Ausbildungszentren und Kliniken.
Verantwortlicher Leiter war bis vor kurzem der katholische Diakon Kamal Tadros, der als ehemaliger Top-Manager bei Shell-Oil sein Leben ebenfalls in den Dienst für die Armen gestellt hat. Ab 1987 bemühte sich Schwester Emmanuelle auch um die Kriegswaisen im Libanon.
Letzte Lebensjahre in Frankreich
Auf Anordnung ihrer Ordensoberin musste Schwester Emmanuelle 1994 ihre geliebten Schützlinge in Kairo verlassen und sich nach Frankreich in das Altersheim des Ordens zurückziehen. Ihre Aktivität war jedoch ungebrochen - voller Elan wirkte sie weiterhin zum Wohl ihres Hilfswerkes mit, machte Reisen, kümmerte sich um Obdachlose und schrieb Bücher über die Abenteuer und Erkenntnisse ihres Lebens. Am 20.Oktober 2008, knapp vor ihrem 100.Geburtstag, verließ Schwester Emmanuelle unsere Erde und ging heim zu Gott. Ihr letztes Buch, ihre Biographie "Confessions d’une Religieuse" erschien auf ihren Wunsch einen Tag nach ihrem Begräbnis.
Auszeichnungen
Für ihren beispielhaften Einsatz für die Armen bekam Sr. Emmanuelle zahlreiche Auszeichnungen:
- Das Ehrendoktorat der Universität Löwen (Belgien)
- "RITTER DER EHRENLEGION" in Paris 1986
- Nominierung für den FRIEDENSNOBELPREIS 1987
- Die ägyptische Staatsbürgerschaft für ihre Verdienste
- „OFFIZIER DER EHRENLEGION“ als erste Frau 1996
- „COMMANDEUR DER EHRENLEGION“, die höchste Auszeichnung Frankreichs, 2001
- Zusammen mit Abbé Pierre wird sie 2003 zum beliebtesten Menschen in Frankreich gewählt.
Veröffentlichungen
In "Sr. Emmanuelle – meine Freundin und Mutter" schildert Schwester Sara, langjährige Wegbegleiterin Schwester Emmanuelles, ihre persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen mit der "Mutter der MüllsammlerInnen". Dank der Übersetzung von Anni Handler ist das Buch in deutscher Übersetzung im Tyrolia Verlag erhältlich – pro Buch gehen 6,50 € des Erlöses direkt an das Hilfswerk.
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